Community-Talk: The Project Black

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«Wir waren brutal ehrlich»: Buch über Selbstständigkeit

Sie sind mittendrin und lassen daraus Neues entstehen: Im Community-Talk erzählen unsere Mitglieder was im Netzwerk abgeht oder noch ins Rollen gebracht wird. Diesmal sind die Grafik­designerinnen von The Project Black an der Reihe. Cosima und Deborah können mit ihrer langjährigen Erfahrung regelrecht ein Buch über die Selbstständigkeit schreiben – und haben es auch getan. Ende 2024 kam das Booklet «I can do whatever I want» heraus. 60 Seiten, auf denen sie kein Blatt vor den Mund nehmen und damit andere Selbstständige inspirieren möchten. Darüber wollte Ellepreneur natürlich mehr wissen und hat nachgebohrt.

Euer Buch heisst «I can do whatever I want». Eine schöne Ansage…

Deborah: Ja, als Selbstständige haben wir das Privileg, unseren Arbeitsalltag selbst zu gestalten. Doch im Titel schwingt auch eine gewisse Doppeldeutigkeit mit: Einerseits können wir machen, was wir wollen – aber anderseits braucht es genau deshalb auch Klarheit und Struktur, um letztlich nicht irgendetwas zu machen.   

Cosima: Genau, der Titel sollte nicht zu stark romantisiert werden. Da wir zu zweit sind, kann keine von uns nur das machen, was sie will. Aber genau dadurch entsteht der gegenseitige Ansporn und die Balance.

Welchen Vorteil hat die Gestaltungsfreiheit für euch?

Deborah: Dass ich meinen Tag frei planen kann. Wenn beispielsweise um 15 Uhr die Ideen nicht mehr sprudeln, kann ich raus an die Aare. Solche spontanen Pausen sind hilfreich – auch wenn sie sehr selten vorkommen. Aber allein nur die Freiheit, dass wir es einfach tun können, zählt.

Cosima: Das hat sich so ergeben. Der Auslöser war eine private Anfrage, die für mich allein zu gross war. Deborah arbeitete damals in derselben Agentur wie ich und als wir eines Abends zusammen im Yoga waren, hatten wir dann die Erleuchtung (lacht): Wir entschieden uns, eine eigene Firma aufzubauen.   

Wolltet ihr schon immer selbstständig sein?

Deborah: Wir haben uns Zeit genommen das Ganze fundiert aufzugleisen. Parallel zum Firmenaufbau haben wir noch teilzeit in der ehemaligen Agentur gearbeitet und langsam die Selbstständigkeit hochgefahren. Das war 2019. Sprich kurz vor der Pandemie. Dementsprechend war unser Start eine turbulente und aufregende Zeit.

Cosima: Wir haben in dieser Phase viel gelernt und gleichzeitig realisiert, dass wir das durchziehen wollen. Wir haben uns viele Fragen gestellt, reflektiert und Pläne geschmiedet – das hat uns die Energie gegeben, dranzubleiben und weiter zu wachsen.

Wie habt ihr den Start erlebt? 

Was ist euer Fazit nach sechs Jahren?

Deborah: Es gibt Hochs und Tiefs – aber ich würde nicht wieder zurück in eine Anstellung wollen.

Cosima: Dem stimme ich absolut zu. Auch wäre ich persönlich niemals so stark gewachsen.

Cosima: «Bring einen Text und Bildmaterial mit» – das war die Aufgabe im Editorial-Design Kurs, den wir an der FHNW absolviert haben. Weil es eine Trockenübung war, habe ich einfach drauflosgeschrieben.  

Wie entstand die Idee für ein Buch?

Ganz ohne Druck einer Veröffentlichung…

Cosima: Ja genau, ich dachte, es liest sowieso niemand. So entstanden frei und offen 12 Texte und Typografie-Visuals, je zu einem Gedanken zur Selbstständigkeit. Erst später kam die Idee auf, dies mit Debby und The Project Black wirklich zu produzieren und verkaufen.

Deborah: Ja – und ich durfte als Erste reinlesen. Ich war sofort überzeugt: Das müssen wir wirklich machen! Nach einer gemeinsamen Überarbeitung, inklusive weiteren Visuals von mir, haben wir das Ganze an unseren Lektor geschickt. Er ist seit 25 Jahren selbstständig und erzählte uns, dass er während dem Lesen ständig nicken musste, weil er sich darin wiederfand. Das hat uns bestärkt, es wirklich zu veröffentlichen.

Cosima: Und weil wir’s noch nicht spannend genug fanden, haben wir uns eine Extra-Challenge gesetzt: den Schutzumschlag selbst per Siebdruck zu drucken – mit all dem Chaos, Farbe und Adrenalin, das dazugehört.

Also lesen es die Leute nun doch?

Was sind die Reaktionen auf das Buch?

Cosima: Es kommt gut an, dass wir darin Persönliches Preis geben. Wir waren brutal ehrlich. Schliesslich haben wir Anfangs nur überlebt, weil wir noch andere Jobs hatten. All diese Erfahrungen sind in das Buch eingeflossen. Auf der anderen Seite enthält es Tipps – übrigens nicht nur für Selbstständige, sondern auch für jene, die es noch werden wollen. Viele sagen uns: Die Liebe zum Detail ist auch haptisch spürbar.

Was sind eure Tipps an die Community?

Cosima: Schreibt das Erlebte auf und haltet eure Erfolge und Meilensteine fest – denn manchmal tendiert man dazu, das Positive auszublenden. Die Entwicklung des Unternehmens in einer Art Tagebuch zu notieren ist wichtig, um sich die erreichten Ziele vor Augen zu führen.

Deborah: Ich empfehle eine detaillierte Positionierung auszuarbeiten. Sprich von Anfang an ein klares und geschärftes Profil zu Angebot und Zielgruppe zu haben. Das hilft sich selbst Leitplanken zu setzen und sich nicht vom Ziel ablenken zu lassen.

Was würdet ihr Rückblickend anders machen?

Cosima: Alles, was wir bisher gemacht haben, hat uns hierher gebracht.

Deborah: Vielleicht würde ich die Akquise aus heutiger Sicht schon eher angehen. Sprich aktiv und mit System. Wir hatten oft Glück und es kam von selbst. Aber es lohnt sich, aus der Komfortzone auszubrechen und auf die Leute zuzugehen.


Cosima und Deborah sind zwei erfahrene Grafikdesignerinnen aus dem Raum Bern und Solothurn. Verbunden durch eine langjährige Freundschaft und eine gemeinsame Leidenschaft für klares, überraschendes Design, zeichnen sie sich durch ihre unkonventionelle Denkweise und eine positive Grundhaltung aus. Mit viel Herzblut und einem Gespür für besondere Geschichten helfen sie werteorientierten Brands zu mehr Sichtbarkeit.

www.theprojectblack.ch

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